Denn filmisch macht Christian von Castelbergs Krimi-Thriller einem Hauptstadt-„Tatort“ alle Ehre: eindrucksvolle, sinnträchtige Schauplätze, eine Erzählrhythmus, der zu Berlin passt, flüchtig und sprunghaft wie die Kommissare, dazu eine sehr bewegliche Kamera, die den Darstellern folgt und das Physische der Handlung betont. Und ziemlich cool ist auch der Score... Meret Becker, die gesagt hat, „Das Chaos Berlin ist in meiner Figur“, und Mark Waschke, auch in anderen Rollen ein Meister des Uneindeutigen, sind zwei, mit denen (noch) Vieles möglich ist. Die horizontale Erzählung von den Krimi-Plots auf die Charaktere zu verlagern, dürfte deshalb der verheißungsvollere Weg sein. (Text-Stand: 20.11.2016)
NZZ
Gut so!
Ein fulminanter Berliner Tatort löst das Rätsel Karow
(Inna Hartwich)
… Raffiniert, wie der Regisseur Christian von Castelberg die verworrenen wie korrupten Machenschaften zwischen Staatsanwaltschaft, Politik und der Bauwirtschaft
mit der ruhigen Bar-Mizwa-Feier des jungen Kommissarinnen-Sohns Kaleb konterkariert. Der Fall bekommt etwas Erhabenes, schafft ein gewisses Durchatmen in der rasanten Suche Karows und Rubins nach der Wahrheit. Das Duo wächst zusammen, wird quasi mündig, wie es auch der kleine Kaleb durch seine Bar-Mizwa geworden ist. Und nun, ohne das Karow Mysterium? Kehrt Langeweile in den Berliner Tatort ein? Das Ende - der nackte Kommissar blickt da aus dem Fenster über Berlin – lässt einiges offen. Gut so!